Eine duftender, frisch gebrühter Filterkaffee oder ein leckerer Cappuccino nach dem Aufstehen ist für viele das erste Highlight des Tages. Manche Menschen behaupten sogar, ohne ihren morgendlichen Kaffee schlecht gelaunt und nicht so leistungsfähig zu sein. Was ist da dran? Das Kaffee gesund ist, wurde inzwischen schon mehrfach in Studien untersucht. Nun haben Wissenschaftler der Universitäten in Bielefeld und Warwick herausgefunden, dass Kaffee auch glücklich macht. Das wollen wir doch genauer wissen und haben uns die Studie und ihre Ergebnisse genauer angeschaut.
So gesund ist Kaffee – und so sehr mögen wir ihn
So viele Menschen können doch nicht irren? Beinahe 80 % der Erwachsenen in Deutschland trinken täglich oder mehrmals in der Woche Kaffee. Das ließ die Techniker Krankenkasse in einer Studie 2024 ermitteln. Durchschnittlich liegt der Konsum bei drei bis vier Tassen Kaffee je Tag. Die Studie zeigt auch, dass ältere Menschen über 60 Jahren trinken noch etwas mehr Kaffee als jüngere: In dieser Altersgruppe sind es sogar 91 % der Befragten, die sich regelmäßig Kaffee schmecken lassen.
Kaffee ist – noch vor Wasser! – das beliebteste Getränk in Deutschland. Aber wie gesund ist Kaffee denn nun? Das hängt ganz davon ab, wie viel Kaffee Sie täglich trinken und wie viele Inhaltsstoffe Sie dabei zu sich nehmen. Was steckt außerdem im Kaffee wirklich drin?
Die Wirkung von Kaffee auf unseren Körper: Koffein, Antioxidantien, Mineralien
Das Kaffee über 800, manche sagen sogar über 1000 Aromen, ist ja schon erstaunlich genug. Wussten Sie aber, das Kaffee nicht nur lecker schmeckt sondern auch reichlich Inhaltsstoffe hat? Kaffee enthält zum Beispiel...
- Koffein
- Antioxidantien/Polyphenole, z. B. Clorogensäuren, Kaffeesäuren
- Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium, Calcium, Phosphor
- Vitamine, vor allem B-Vitamine wie B2, B3 und B5
- Lipide und Proteine (nur in ungefiltertem Kaffee)
- Kohlenhydrate, z. B. Polysaccharide, wird allerdings während der Röstung abgebaut
- Aroma und Bitterstoffe wie Trigonellin, Melanoidine
Sie wirken beim Kaffeegenuss in unterschiedlicher Weise auf den Körper ein. Wie genau, sehen wir uns im nächsten Abschnitt an.
Wachmacher Koffein: So funktioniert er
Für die belebende Wirkung und den Energiekick beim Start in den Tag ist ganz klar das im Kaffee enthaltene Koffein verantwortlich. Diese Effekte bewirkt es im Körper:
- Leichter Anstieg von Blutdruck und Puls
- Verbesserung der Konzentration, erhöhte Leistungsfähigkeit
- Gefühl von Wachheit und Aufmerksamkeit
- Gefäßverengung in bestimmten Bereichen
Koffein stimuliert das zentrale Nervensystem, indem es Adenosin-Rezeptoren blockiert. Adenosin ist ein Botenstoff, der normalerweise Müdigkeit signalisiert. Zugleich erhöht Koffein die Aktivität stimulierender Neurotransmitter wie Dopamin und Noradrenalin.
Kann Koffein das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen?
Ein mäßiger Kaffeekonsum von zwei Tassen gilt nicht als Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Menschen, die vorbelastet sind mit Herzrhythmusstörungen oder hohem Blutdruck, sollten hohen Konsum – mehr als fünf Tassen Kaffee am Tag – möglichst verringern, um schädliche Auswirkungen zu minimieren.
Schwangere und stillende Frauen sollten auf einen moderaten Kaffeegenuss achten, also höchstens zwei bis drei Tassen am Tag, also etwa 200 Milligramm Koffein. Wer mehr als zwei mal am Tag Kaffee möchte, sollte es mit entkoffeiniertem Kaffee probieren. Geschmacklich unterscheidet er sich nicht, entkoffeinierter Kaffee macht allerdings nicht munter.
Positiver Effekt von Antioxidantien im Kaffee
Warum Kaffee auch als entzündungshemmend und gefäßschützend gilt, liegt vor allem an seinen Antioxidantien wie Chlorogensäuren, die freie Radikale abfangen und so Zellen und Blutgefäße schützen. Kaffee wirkt langfristig günstig auf den Stoffwechsel und sorgt für ein etwas geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Kaffee liefert wichtige Mineralien und Vitamine
Kalium, Magnesium, Calcium und Phosphor unterstützen den Stoffwechsel und die Herz-Kreislauf-Funktion. Wer Kaffee trinkt, trägt also durchaus zum Mineralienhaushalt des Körpers bei.
Aber Achtung: Wer den Bedarf an Mineralstoffen allein mit Kaffee decken wollte, müsste riesige Mengen davon konsumieren: 35 Tassen pro Tag wären notwendig! Für die Aufnahme wichtiger Mineralien ist also auch eine gesunde und vielfältige Ernährung insgesamt wichtig – hier reicht der Kaffee am Morgen nicht aus. Ähnlich sieht es bei den B-Vitaminen aus: Sie tragen bei zum Vitaminhaushalt, liefern aber pro Portion höchstens 5 bis 10 % des Tagesbedarfs.
Hier ein kleiner Überblick über die Inhaltsstoffe im Kaffee pro Tasse (150 ml) und Ihr Anteil am Tagesbedarf
Nährstoff | Gehalt pro Tasse | Tagesbedarf (DGE, Erwachsene) | Anteil pro Tasse | Wichtige Funktionen im Körper |
Vitamin B2 (Riboflavin) | ~0,11 mg | 1,0–1,4 mg | 8–11 % | Energiestoffwechsel, Haut, Augen |
Vitamin B3 (Niacin) | ~0,5 mg | 13–17 mg | 3–4 % | Energieproduktion, Nerven, Haut |
Vitamin B5 (Pantothensäure) | ~0,6 mg | 5–6 mg | 10–12 % | Hormonbildung, Energiestoffwechsel |
Kalium | ~115 mg | 4.000 mg | ~3 % |
Flüssigkeitshaushalt, Blutdruck, Muskeln & Nerven |
Magnesium | ~7 mg | 300–400 mg | 2 % | Energiestoffwechsel, Muskeln, Herzfunktion |
Calcium | ~5 mg | 1.000 mg | <1 % | Knochen, Zähne, Muskelkontraktion, Blutgerinnung |
Phosphor | ~7 mg | 700 mg | 1 % | Knochen, Zähne, ATP/Energieproduktion |
Birgt Kaffee ein Risiko für bestimmte Krankheiten?
Kaffee erhöht zwar Blutdruck und Puls, weshalb Menschen mit Vorerkrankungen nicht mehr als etwa zwei (koffeinhaltige) Tassen täglich trinken sollten. Insgesamt bringt aber nur übermäßiger Konsum gesundheitliche Risiken mit sich: Sehr hohe Mengen – etwa mehr als sechs Tassen pro Tag – können zu Blutdruckanstiegen, Herzrasen, Nervosität und Schlafstörungen führen.
Auch der Magen-Darm-Trakt reagiert bei empfindlichen Personen häufig mit Beschwerden wie Sodbrennen oder Reizungen. Besonders interessant sind mögliche Auswirkungen auf das Gehirn: Eine Studie des Australian Centre for Precision Health (2021) zeigte, dass starker Kaffeekonsum mit einem verringerten Hirnvolumen verbunden ist. Zudem erhöhte sich das Risiko für Demenz um 53 % und auch das Schlaganfallrisiko stieg deutlich.
Macht es einen Unterschied, ob ich Espresso oder Filterkaffee trinke?
Nicht wirklich: Espresso enthält pro Milliliter zwar mehr Koffein, eine Tasse Filterkaffee liefert durch die größere Menge aber insgesamt oft mehr. Filterkaffee enthält zudem weniger Kaffeeöle, die den Cholesterinspiegel beeinflussen können. Espresso gilt durch die kürzere Extraktion oft als magenfreundlicher, während Filterkaffee aufgrund der längeren Ziehzeit mehr Säuren und Bitterstoffe enthalten, die empfindliche Mägen reizen können. Beide Zubereitungsarten sind in moderaten Mengen gesundheitlich unbedenklich.
Entzieht Kaffee dem Körper Wasser?
Kaffee entzieht dem Körper keine nennenswerten Mengen Wasser. Die harntreibende Wirkung von Koffein ist sehr gering und wird durch die aufgenommene Flüssigkeit des Kaffees selbst ausgeglichen. Selbst bei hohem Konsum scheidet der Körper nur einen geringfügig höheren Anteil der Flüssigkeit aus als bei reinem Wasser. Kaffee zählt also durchaus zur Flüssigkeitsbilanz, als Durstlöscher eignen sich aber andere Getränke wie Wasser oder Kräutertees besser.
Kaffee wirkt vorbeugend gegen Krebs und Diabetes – stimmt das?
Studien zufolge erkranken Kaffeetrinker, die mehr als drei Tassen Kaffee pro Tag konsumieren, seltener an Leberkrebs – wenngleich auch bisher nicht nachgewiesen werden konnte, woran das genau liegt. Ähnliches wird über Gebärmutterkrebs, Prostatakrebs, weißen Hautkrebs (Basalzellkarzinom) und Kopf-Hals-Karzinome berichtet.
Hier ist es offenbar so, dass Menschen, die viele Tassen Kaffee trinken, ein geringeres Risiko haben an den genannten Krebsarten zu erkranken. Gleiches gilt für Diabetes-Typ-2: Hier ergab eine amerikanische Studie aus dem Jahr 2004, dass 6 Tassen Kaffee täglich das Risiko, Typ-2-Diabetes zu bekommen für Männer um 50 %, für Frauen immerhin noch um 30 % reduziert ist.
Wichtig zu wissen: Die günstige Wirkung auf den Blutzuckerspiegel behält Kaffee nur, solange er nicht mit Zucker gesüßt wird!
Zu viele Tassen Kaffee sind nicht ratsam
Es ist interessant: Zu hoher Kaffeekonsum wird nicht empfohlen, da das enthaltene Koffein zu Nervosität, Schlafproblemen, Blutdruckanstieg und Herzrasen führen kann. Wer richtig viel Kaffee trinkt kann wiederum Diabetes und manchen Krebsarten vorbeugen – ja, was denn nun?
Die Wahrheit liegt, wie so oft, vermutlich in der Mitte: Möglichst viel Nutzen und möglichst wenig Schaden mitnehmen, daher pendeln wir uns doch einfach bei 2 bis 3 Tassen Kaffee ein und versuchen auch koffeinfreie Varianten, wenn uns spätabends noch die Lust auf ein Tässchen überkommt.
Abhängigkeit und Entzugserscheinungen
Regelmäßiger Kaffeekonsum kann aufgrund des enthaltenen Koffeins zu einer milden körperlichen Abhängigkeit führen. Typische Entzugserscheinungen sind Kopfschmerzen, Müdigkeit, Reizbarkeit und Konzentrationsprobleme, die meist nach 1 bis 2 Tagen einsetzen und nach etwa einer Woche abklingen. Das Risiko schwerwiegender gesundheitlicher Schäden durch Kaffeeabhängigkeit ist gering, da Koffein keine klassischen Suchtmechanismen wie andere Drogen auslöst. Es ist meist eher eine Frage der gewohnheitsmäßiger Rituale, in bestimmten Situationen Kaffee zu trinken.
Darum macht Kaffee glücklich
Wer regelmäßig Kaffee trinkt, fühlt sich nach dem Morgenkaffee deutlich glücklicher und enthusiastischer als ohne. Woran liegt das? Liegt es nur am Ritual oder wirkt Kaffee mit seinen vielen Inhaltsstoffen, die wir oben kennengelernt haben auch noch euphorisierend? Der „Glücklichmacher“-Effekt von Kaffee beruht auf mehreren Faktoren.
Wach- und Wohlfühlen mit Kaffee
Zum einen steigert Koffein die Wachheit und Konzentration, indem es Adenosin blockiert und die Ausschüttung von aktivierenden Neurotransmittern wie Dopamin und Noradrenalin fördert; dieses gesteigerte Wachheitsgefühl wird von vielen automatisch als positiv wahrgenommen. Zum anderen wirken biochemische Effekte direkt auf das Belohnungs- und Wohlbefindenssystem, sodass auch Dopamin und Serotonin unabhängig von Müdigkeit die Stimmung verbessern können.
Gemeinsames Kaffee-Ritual als sozialer Faktor
Hinzu kommen psychologische und soziale Aspekte: Kaffeepausen schaffen Entspannung, Struktur im Alltag und fördern Gemeinschaft, man sehe sich die schwedische Fika an, die gesellige Kaffeepause, die den Schweden geradezu heilig ist: Rituale beim Kaffeetrinken, der Genuss von Aroma und Geschmack sowie gemeinsame Pausen mit anderen tragen zur positiven Stimmung bei. Insgesamt entsteht der positive Effekt also aus einer Kombination von physiologischen, psychologischen und sozialen Mechanismen.
Kaffee bewusst und in Maßen genießen
"Coffee makes the world go round" – dieses Motto unterschreiben sicher alle, deren erster Gang in der Firma morgens in die Kaffeeküche führt. Es gibt sogar Thesen, die besagen, dass nach dem Mittelalter eine Aufklärung ohne die belebende Wirkung des Kaffees nicht möglich gewesen wäre. Den Osmanen sei Dank! Dass sie uns den Kaffee eher versehentlich gebracht haben und dabei beinahe Europa erobert hätten – geschenkt! Freuen wir uns einfach über ein Kulturgetränk, bei dem wir endlich auch wissen, dass es nicht nur gesund sondern auch glücklich macht.